Auf der Suche nach einem adäquaten Ziel für einen Kurzurlaub im Herbst 2015 geriet schnell Sizilien in unser Visier. Die Insel versprach angenehme Temperaturen, kulinarische Leckerbissen und eine gewisse Prise Abenteuer auf den Spuren der La`Famiglia und natürlich unseres Schicksalsberges Ätna, wie sich nur ein Jahr später herausstellen sollte.
Majestätisch ist der Ätna, präsent ab dem Moment, als wir nach der Landung in Catania wieder festen Boden unter unseren Füßen haben. Still, erhaben – inmitten der sizilianischen Betriebsamkeit. Immer präsent, ohne bedrohlich zu wirken. Er lädt uns ein – zu spannenden Abenteuern.
Unser erster Versuch, zu den Gipfeln zu gelangen erfolgt von der Südseite. Von dem kleinen Örtchen Zafferana aus, wo wir zuvor noch eine Art Erntedankfest – das Ottobrata Zafferanese – besucht haben, starten wir Richtung Rifugio Sapienza, dem Touristensammelpunkt an der Südflanke des Ätna. Wir sind schon ziemlich spät, dennoch entschließen wir uns, in eine vom Wind wankelnde Gondel der Seilbahn zur Bergstation zu klettern und zumindest ein Stückchen weit an die Krater heran zu kommen.
Vom Startpunkt aus ist die Bergstation nicht direkt zu sehen, dadurch blieb uns auch das Wetter dort verborgen. Mit jedem Höhenmeter wurde es zunehmend nebliger und ungemütlicher. Dennoch gingen wir nach Verlassen der Gondel und der Station nach kurzer Überlegung in die geglaubte richtige Richtung. Anfangs noch guter Dinge stellten wir aber schnell fest, dass wir nur bedingt gut für den Nebel und den einsetzenden, zeitweise auch waagerecht “fallenden” Regen ausgerüstet sind. In weiser Voraussicht haben wir aber etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zum Essen mit dabei. Etwas Proviant ist immer ein guter Begleiter.
So ungefähr nach einer Stunde Gehzeit überlegten wir, wie weit wir gegangen waren, denn allmählich drängte die Zeit zur Umkehr, da die letzten Gondeln um ca. 16:45 Uhr in Richtung Rifugio Sapienza zurück fuhren. Danach würde die Seilbahn geschlossen werden. Unsere Stimmung ging mit diesen Gedanken so allmählich auch ein bisschen auf Talfahrt, wobei das Erlebnis, in dieser schwarzen Aschewüste zu wandern, trotzdem und auf jeden Fall sehr beeindruckend ist. Anfangs noch ein paar, hat man später bei solcher Witterung keine Menschenseele mehr in seiner direkten Nähe.
Als wir letztlich schon umdrehen wollen, werden die Nebelschwaden lichter – es wird minütlich heller und mit einem Male, als würde jemand den Vorhang beiseite ziehen, haben wir blauesten Himmel und klaren Blick auf die Gipfel. Diese sind zwar noch weiter entfernt als vermutet, unser Glück können wir in diesem Moment kaum fassen. Innehalten, aufsaugen, genießen … dem Berg so nah. Ein verborgener Traum erwacht für uns.
Alsdann, die Auslöser unserer Kameras klicken schnell, zur Sicherheit noch ein paar Fotos mit dem Handy und dann drängt die Zeit zur eiligen Umkehr. Immer wieder zurück blickend gehen wir eilig den Berg hinab, hoffend die Seilbahn noch pünktlich zu erreichen.
Es war ein gutes Stück Weg, welches wir zurückgelegt hatten. Von uns selbst unbemerkt sind wir im Nebel am Krater von 2002 sowie am Einbruchkrater vorbei bis an den Rand des Valle del Bove gelangt. Da wir im Nebel den ausgefahrenen Wegen gefolgt und von diesen kaum abgewichen sind, bestand wenig Gefahr für uns. Es ist aber sehr ratsam, sich selbst wichtige Wegpunkte zu markieren und möglichst ein GPS-Gerät mit auf den Weg zu nehmen, um sich nicht in den Weiten zu verlaufen.
Wir haben es pünktlich zur Seilbahn geschafft, wodurch uns ein langer Fußweg bergab erspart blieb. Glückerfüllt umrunden wir noch den Crateri Silvestri und wollen eigentlich gar nicht wieder los…